Zrínyi-Schüler bereits zum dritten Mal in der Pfalz

 

Zrínyi-Schüler reisten heuer bereits zum dritten Mal in die Pfalz. Die Beziehungen zwischen der Realschule in Rockenhausen und dem Zrínyi Miklós Gymnasium blicken auf vier befruchtende Jahre zurück und beruhen auf Basis der Gegenseitigkeit. Im Rahmen des gemeinsamen Projektes haben jedes Jahr je 40 Schüler und drei Betreuer die Möglichkeit, sich aus erster Hand Erfahrungen von einem anderen Land und Volk zu holen. In der Zeit vom 5. bis zum 15. Juni 1997 bereisten die Ungarn die Allgäuer Alpen sowie die Nordpfalz, wobei sogar ein Besuch in der Europa-Stadt Straßburg in Frankreich ermöglicht wurde.

Die 10tägige Reise begann mit einem Abstecher ins Allgäu (Bayern). In der malerischen Kleinstadt Sonthofen nahmen uns freundliche bayerische Familien auf und sorgten für ein gemütliches Zuhause. Wir unternahmen von unserem neuen Standort aus unvergeßliche Rundfahrten in die Gegend, in der das Traumschloß Neuschwanstein unumstritten an erster Stelle zu rangieren hatte. König Ludwig II. von Bayern ließ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach den Enttäuschungen seiner ersten Regierungsjahre aus der Öffentlichkeit fliehend, das prachtvolle Königsschloß errichten. Wir waren von den Maßen der Skiflugschanze Oberstdorf, dem Schauplatz zahlreicher Weltcups und Rekorde, sowie von der Schönheit der Felsen und Wasserfälle der Breitachklamm bei Oberstdorf nicht weniger bezaubert. Der Abschied von den teils auch noch Anfang Juni weißen Gipfeln und den freundlichen Gastgebern fiel uns nicht leicht. Wir haben sie für ewig in unser Herz geschlossen.

Wir freuten uns schon auf unsere neuen Familien in Rockenhausen. Je näher wir kamen, um so mehr stieg auch die Aufregung in uns. Ein paar alte Füchse kehrten in ihre frühere Gastgeberfamilien zurück. Die Mehrheit bekam neue Eltern. Herr Néz hat zur Erinnerung das Einfahren des Busses in den Busbahnhof gefilmt. Es war ein Jubel..., endlich daheim! Jeder fand schnell einen neuen Papa und eine neue Mama. Auch die neuen Geschwister waren sehr lieb. „Ende gut, alles gut!”, sagt das Sprichwort, und wir waren alle sehr zufrieden mit unserem bequemen Bett, mit den zum Empfang zubereiteten Leckerbissen. Trotz Müdigkeit folgte ein Gespräch bis in die späte Nacht hinein. Der Sonntag als Familientag sorgte für weitere Erlebnisse, und am Montag hatte jeder von uns reichlich zu erzählen. Wir durften dann; was heißt denn durften, wir mußten mit unseren Partnerschülern in den Regelunterricht gehen. Manche hatten Glück mit dem sanften Sportunterricht, andere litten in der Mathestunde. Aufschlußreich war’s auf jeden Fall. Nach der Begrüßung des Herrn Direktors machten wir einen Rundgang in der Stadt. Das Heimatmuseum, die Uhrenstube und die sachkundigen Erklärungen von Frau Ellroth halfen uns die Geschichte der hübschen Kleinstadt etwas besser kennenzulernen.

Am Dienstag fuhren wir nach Speyer, wo wir das IMAX-Kino besuchen durften. Es ist eines der größten Filmtheater der Welt, die 20x26 m große Leinwand ist ebenso groß wie ein 5stöckiges Haus. Das 22.000 Watt starke Tonsystem sorgte für ein umwerfendes Erlebnis. Nach dem Kinobesuch besichtigten wir das Technische Museum. Bei den Jungs sorgten vor allem ein roter Ferrari 40 und ein waschechtes Militär-U-Boot für Aufregung. In der Stadt besichtigten wir den größten romanischen Dom Deutschlands. Im frühen Mittelalter wurden hier die Habsburger beigesetzt. Es war ein schöner Tag für alle.

Am Mittwoch stand Trier an der Mosel, die älteste Stadt Deutschlands, auf dem Programm. Die noch zu besichtigenden Römerbauten wie das Amphitheater, die Porta Nigra, die Barbarathetrmen, die Basilika sowie der im frühen Mittelalter errichtete romanische Dom, in dem heute noch der Heilige Rock von Jesu Christi aufbewahrt wird, ließen keinen Zweifel aufkommen, daß der ehemalige Sitz der römischen Kaiser für die westliche Reichshälfte, einst die größte Stadt nördlich der Alpen, auch heute noch eine Reise Wert ist.

Der Donnerstag versprach nicht weniger interessant zu werden. Mit dem üblichen, üppigen Reisepaket versorgt, mußten wir diesmal unsere Pässe mitnehmen, denn unser nächstes Reiseziel war Straßburg in Frankreich. Wir merkten allerdings gar nicht, wo die Grenze lag. Kontrollen gibt’s ja innerhalb der EU so gut wie keine mehr. Wir besuchten das Europäische Parlament, das die Abgeordneten der Länder der Europäischen Union beherbergt. Wir durften sogar im großen Saal einer Debatte beiwohnen. Viele stellten sich die Frage, ob Ungarn irgendwann dem vereinten Europa beizutreten vermag. Jetzt haben wir etwas mehr Zuversicht, man hat’s uns ja an diesem Tag fest versprochen. Die Besichtigung der Altstadt und des Münsters verliehen dem Tag den würdigen Rahmen. Das Straßburger Münster (Notre Dame) gehört zu den erstaunlichsten Bauwerken der Gotik in Nordeuropa. Es hält in allem dem Vergleich mit den schönsten Kathedralen Frankreichs und Deutschlands stand. Sein grandioses Volumen beherrscht die Straßen des alten Zentrums von Straßburg. Die malerischen Fachwerkhäuser wiesen auf Tritt und Schritt auf den Reichtum und die europäische Bedeutung Straßburgs hin, die es in den goldenen Jahrhunderten seiner Geschichte besaß.

Der Freitag war Sporttag Wir wanderten zum Felsen Rheingrafenstein und besuchten die Kur- und Badestadt Bad Kreuznach. Am Nachmittag gingen wir zu einem amerikanischen Militärstützpunkt kegeln, d.h. Bowling spielen. Auf der vollautomatischen Bowlingbahn hatten unsere Damen oft mehr Glück und vielleicht auch mehr Einfühlungsvermögen als die Herren. Eins ist jedoch sicher, alle amüsierten sich prächtig und keiner wollte nach Hause... In Rockenhausen folgte noch ein gemeinsames Abschiedsessen und bis zehn Uhr abends eine Partnerschaftsparty in der großen Aula der Schule. Alle gingen anschließend müde ins Bett.  Auf der langen Heimfahrt erwartete uns noch eine Stadtrundfahrt in München, mit Besichtigung der Olympiaanlagen und einem Bummel durch die Altstadt.

Am Sonntagmorgen kam der Abschied. Manche Tränen zeigten, wie schnell sich doch Freundschaften finden und mit welchen großen Erwartungen man dem Herbst entgegenfiebert, in dem man sich hoffentlich wiederfindet. Bestimmt, denn unsere Freunde kommen Mitte September nach Zalaegerszeg. Hoffentlich gefällt’s ihnen dann in Ungarn nicht weniger als es uns in der schönen Pfalz gefallen hat. Bis dahin mögen aber alle noch schöne Ferien und viel Spaß an der Sommerfrische haben...

István Lõrincz